Schon seit vielen Jahren fahre ich mehr oder weniger sportlich ambitioniert Rad. Überwiegend mit dem Rennrad und, nachdem ich im Allgäu lebe, natürlich auch in den heimischen Bergen mit dem Mountainbike.
Zum Ende meiner Berufstätigkeit habe ich mich erstmals mit Radreisen beschäftigt und mir nach und nach die dafür erforderlichen Informationen und die passende Ausrüstung zusammengesucht.
Es hat schon einige Zeit gedauert, bis ich das für mich richtige Verhältnis zwischen Notwendigem, Nützlichem und Überflüssigem ausgelotet hatte. Auf einer einwöchigen Probefahrt ans Mittelmeer habe ich erste Erfahrungen gesammelt und danach einige Kilos Gepäck ausgemustert. Weniger ist mehr!
Am ersten Tag meiner Freistellungsphase habe ich meine erste „richtige“ Radreise angetreten. Vier Monate lang habe ich Kuba umrundet und danach die USA von der Westküste aus nach New York City durchquert. In den Jahren danach sollten noch weitere Reisen in ferne Länder folgen.
Unterwegs bin ich immer alleine. Das war anfangs ungewohnt und ich war neugierig auf mich selbst. Wie wird es mir mit mir selbst gehen? Um es vorweg zu nehmen: ich komme gut mit mir aus und genieße die Freiheit, mich nur auf mich selbst und meine ureigenen Bedürfnisse fokussieren zu können. Ich bin zwar alleine unterwegs, fühle mich aber nie einsam! Das Unbekannte begleitet mich und wird zum Freund.
Die Reiseplanung skizziere ich in der Regel nur grob und lasse Freiraum für spontane, situative Entscheidungen. Weil ich immer eine Koch- und Campingausrüstung mitführe, bin ich autark und auf keine Infrastruktur angewiesen. Dieser freiwillige Verzicht auf die Komfortzone ist eine essentielle, rudimentäre Erfahrung und prägend für das ganze Leben – nicht nur auf dem Radl.
Jede Reise bringt neue Erkenntnisse und einen anderen Blick auf den Alltag. Jedes Abenteuer in der Ferne führt dich ein wenig näher zu dir hin und erweitert deinen Horizont: Über den eigenen Tellerrand schauen, „outside the box“ denken. Zeit und Raum werden existentielle Bestandteile deiner selbst, jeder Tag ist neu und ungewiss mit dir verwoben.
Nur wer weit geht, findet heraus, wie weit er gehen kann. Man geht nach außen, in alle Richtungen. Und findet so zu seinem innersten Selbst. Man kommt an die eigenen Grenzen, sucht und überschreitet sie manchmal.
Das macht die Faszination von Radreisen aus! Erst nach der Rückkehr ist man angekommen - bei sich selbst!
Viel Spaß beim Stöbern und - bleibt’s g’sund.
(Stand 2013, 2022)